Zusammenprall der Polit-Dynastien

Mit einer öffentlichen Schlammschlacht endete die Ehe von Kerry Kennedy und Andrew Cuomo. Jetzt streiten sich die beiden Politclans wieder – um den Senatssitz von Hillary Clinton.

Von Peter Hossli

caroline1.jpgLetzte Woche knabberte Caroline Kennedy in Harlem an frisch frittierten Hühnerbeinen. In Buffalo stapfte die Tochter von Ex-Präsident John F. Kennedy durch eisige Kälte. Einflussreichen Demokraten teilte sie persönlich mit, Hillary Clinton als New Yorker Senatorin beerben zu wollen. Clinton verlässt den Senat, weil sie Aussenministerin wird.

Getragen vom famosen Namen prescht Caroline Kennedy in die Favoritenrolle für den Posten – quasi aus dem Nichts. Was unlängst als politische Kuriosität verhöhnt wurde, hat die Werbetour in eigener Sache plausibel gemacht. Das missfällt altgedienten Politikern, die Andrew Cuomo (51) bevorzugen. Er ist Staatsanwalt und desgleichen Abkömmling einer politischen Dynastie. Sein Vater Mario amtete elf Jahre als Gouverneur von New York. In seine Fussstapfen wollte Andrew Cuomo, der in der Regierung von US-Präsident Bill Clinton Wohnungsbauminister war, 2002 treten. Doch der Wahlkampf endete in einem Debakel. Nun versucht er sein politisches Comeback.

Pikant: Andrew Cuomo war bis 2003 mit Kerry Kennedy verheiratet, der Cousine von Caroline. Das Paar hat drei Töchter und trennte sich in einer widerlichen und öffentlich ausgetragenen Scheidung. Sie hatte eine Affäre mit einem Beizer, seine Berater lieferten der Boulevardpresse die anrüchigen Details, Anwälte zankten. Verblüfft verfolgte New York, wie sich die beiden Clans eine monatelange Schlammschlacht lieferten.

cuomo.jpg Als moralischer Sieger ging Cuomo hervor. Er hätte die Ehe retten wollen, als er vom Seitensprung erfuhr, erzählte er glaubhaft. Seine Frau aber weigerte sich, die Liebelei zu stoppen. Ihm blieb nur die Scheidung. Bis heute haben die Kennedys Andrew Cuomo seine Strategie nicht verziehen. «Andrew hat meine Schwester hintergangen», sagt Robert F. Kennedy jr. Um Cuomo zu verhindern, schickten die Kennedys nun Caroline ins Rennen um den freien Senatssitz, wird in New York spekuliert.

Zwar gilt die Juristin als blitzgescheit, politische Erfahrung bringt sie nicht mit. Nie kandidierte sie für ein öffentliches Amt. «Sie ist eine Hausfrau von der Park Avenue mit viel freier Zeit», meckerte ein beliebter Radio-Talker. Unentgeltlich setzte sich die Multimillionärin für abgetakelte Schulen ein, was zum guten Ton der High Society gehört.

Letzten Sommer tourte die 51-Jährige an Barack Obamas Seite durchs Land. Sie beriet ihn bei der Selektion des Vizepräsidenten. Und sie half der Eliteuniversität Harvard bei der Wahl des Präsidenten. Das sei zu wenig, heisst es aus dem Camp Cuomo. Mehr als den illustren Namen habe sie nicht vorzuweisen.

Ungewöhnlich wäre es nicht, käme die politische Novizin in den Senat. Nahezu ein Fünftel der US-Amtsträger zwischen 1774 und 1990 hätte zuvor Verwandte im US-Kongress gehabt, hat Stephen Hess ermittelt, Autor des Buches «American Politican Dynasties».

kennedy_pony.jpgMit Caroline wollen die Kennedys ihre Macht im Senat sichern. Seit 1953 sitzt ununterbrochen einer von ihnen in der kleinen Kammer des US-Kongresses – zuerst Carolines Vater John F., seit 48 Jahren ihr Onkel Edward, zwischenzeitlich auch Onkel Robert F. Kennedy. Da Edward an Krebs leidet und wohl abtritt, suchen die Kennedys nach Ersatz. Das Leben von Caroline ist nicht skandalumwittert. «Sie wäre eine hervorragende Senatorin», preist sie Kerry Kennedy, die Ex-Frau von Mitbewerber Cuomo.

Davon überzeugen muss sie nur einen. Es obliegt allein dem Gouverneur von New York, David Patterson, den Sitz zu besetzen. Der per Dekret ernannte Senator stellt sich 2010 dem Stimmvolk. Demnach will Patterson jemand küren, der 70 Millionen Dollar für den zähen Wahlkampf sammeln kann. Edward Kennedy soll ihm bereits zugesichert haben, Caroline könne auf das dichte Beziehungsnetz seiner Sippe zählen.

Patterson, der wegen des Prostituierten-Skandals von Eliot Spitzer ins Amt rutschte, dürfte auf die Hilfe der Kennedys bei seiner Wiederwahl 2010 spekulieren. Allerdings birgt das Gefahren. Übergeht er Cuomo, könnte der ihn in zwei Jahren herausfordern. Cuomo weiss: Ein Gouverneursamt eignet sich besser als ein Senatssitz für sein wahres Ziel – den Einzug ins Weisse Haus.

Barack Obama stösst Wähler vor den Kopf

An der Amtseinführungsfeier von Barack Obama spricht der evangelikale Pastor Rick Warren das traditionelle Gebet. Das erzürnt viele Wähler Obamas. Warren, der in Kalifornien eine Riesenkirche kommandiert, ist ein Ritter im Kreuzzug der religiösen Rechten Amerikas. Homosexualität setzt er mit Inzest und Pädophilie gleich, Abtreibung mit dem Holocaust. Vehement wehrt er sich gegen gleichgeschlechtliche Ehe. «Die Wahl Warren ist abscheulich», schreibt das progressive AmericaBlog. «Obama hat uns verraten.» Der erwidert, er sei «Präsident aller Amerikaner».