Ein besseres Amerika

Die Nachricht: Barack Obama hat in Umfragen einen Vorsprung von bis zu zehn Punkten vor seinem Herausforderer John McCain. Analysten erwarten einen Erdrutschsieg des Demokraten.

Von Peter Hossli

bill_monica.jpgDer Kommentar: Eine «Brücke ins 21. Jahrhundert» versprach Bill Clinton am demokratischen Parteitag von 1996. Ein modernes Land werde er formen, wo Vernunft walte, der amerikanische Traum alle beglücke, «wo jeder einen Platz hat und eine Rolle spielt». Ein Land, das weltweit Respekt und Ansehen geniesst. «Wir machen Amerika stark für die Zukunft.»

Sex mit einer Praktikantin zerstörte die hehren Absichten. Zur lahmen Ente geriet der Brückenbauer. Der politische Erbe Al Gore wandte sich von Clinton ab und verlor 2000 die Wahlen gegen einen religiösen Eiferer aus Texas. Der versprach «Würde und Ehre» fürs Weisse Haus. Dabei warf George W. Bush die USA um Jahrzehnte zurück. Er kürzte den Reichen die Steuern und den Armen die Sozialprogramme. Die Schöpfungslehre ersetzte an mancher Schule die Wissenschaft. Bush verpasste die einzigartige Chance, nach 9/11 vereint mit der Weltgemeinschaft den Terrorismus zu lähmen.

bush_condi.jpgStattdessen zettelte er einen illegalen Angriffskrieg an. Konservative Ideale – Schutz der Privatsphäre, kleiner Staat – trat der Konservative mit Füssen. Er liess US-Bürger ausschnüffeln, schürte den Kulturkampf, weitete die Staatsquote mit Pfründen für Freunde aus, schuf gigantische Schuldenberge und Defizite. Positives hat der wohl schlechteste US-Präsident aller Zeiten nicht zustande gebracht.

Doch Amerika ist anders. Bush war ein historischer Betriebsunfall. Gewinnt Barack Obama übernächste Woche wie erwartet die Wahl, ist das eine Rückbesinnung auf uramerikanische Werte. Alles ist möglich, wenn ein Schwarzer die Nation führen darf, deren Reichtum einst auf Sklavenarbeit fusste. Die Opferrolle, die Afroamerikaner oft pflegen, verpufft.

obama.jpgObama knüpft an, wo Clinton stoppte. «Es gibt kein demokratisches und kein republikanisches Amerika, es gibt nur die Vereinigten Staaten von Amerika», predigt er. Die USA sind tatsächlich weniger gespalten, als dies republikanische Politpauker seit Jahren posaunen. Eine Mehrheit will alle Tüchtigen am wirtschaftlichen Gedeihen teilhaben lassen und erachtet private Anliegen – sei es Abtreibung, homosexuelle Liebe oder Religion – als Privatsache. Mainstream ist, was Obama anstrebt: eine umweltfreundliche und weltoffene USA. Zwar etwas verspätet legt Amerika nun doch die Brücke ins 21. Jahrhundert.