Die süsse Rache des Geschassten

Credit Suisse First Boston drohen Abgänge - Ex-Chef John Mack will seine Getreuen zurückholen. Endlich hat Mack den lange ersehnten Chefsessel bei Morgan Stanley erklommen. Nun will er die talentiertesten Banker der Branche holen - einige bei seinem früheren Arbeitgeber CSFB.

Von Peter Hossli

Tosender Applaus schlug John Mack entgegen, als er letzte Woche nach vier Jahren erstmals wieder die Büros von Morgan Stanley in New York betrat. Eben war der 60-jährige Banker zum neuen Chef der Investmentbank gewählt worden. Eine «grossartige Bank» wolle er besser machen, sagte er dem Fernsehsender CNBC. «Viele talentierte Leute, die für andere Banken arbeiten, wollen hier arbeiten.»

Eine Selbstanalyse, die Michael C. Feiner, Management-Professor an der Columbia University, bestätigt. «John Mack ist ausgesprochen charismatisch, er ist ein Magnet für Talente.» Mack, der 2001 nach 29 Jahren bei Morgan Stanley unfreiwillig ging, werde Personal holen, das «energetisch ist und hohe Leistungen erbringt».

Suchen werde er nicht zuletzt bei Credit Suisse First Boston, ist Feiner überzeugt, dem früheren Arbeitgeber des Ex-Credit-Suisse-Co-Chefs. «Mack hat vor vier Jahren viele Morgan-Stanley-Leute zu CSFB gebracht, er wird nun viele CSFB-Leute zu Morgan Stanley bringen.» Zumal es bei der CSFB nach wie vor «etliche Personen» gebe, «die Macks Arbeitsstil sehr mögen, den er bei den Schweizern aber nicht genügend einbringen konnte.»

Eine Ansicht, die der Bank-Analyst Richard Bove von Punk, Ziegel & Co teilt. «Die meisten Mack-Loyalisten, die noch bei CSFB sind, werden ihm folgen», ist er überzeugt. «Sie gehen zum Kerl, der gut zu ihnen war, der sie reich gemacht hat», sagt Bove. «Sie gehen nicht, weil sie genug von CSFB haben.»

Auf Macks Kandidatenliste dürften jene Leute stehen, die er einst von Morgan Stanley zu CSFB gebracht hatte. Etwa Jeffrey Salzman, CSFB-Abteilungschef bei den Private Client Services. Eileen Murray von Morgan Stanley berief Mack als erste Frau ins Executive Board der CSFB. Die heutige Chefin der CSFB-Abteilung Global Technology, Operations und Product Control wäre eine mögliche Rückkehrerin. Zu erwarten ist, dass Ex-Chief-Administrative-Officer Thomas Nides zu Morgan Stanley zurück kehrt. Er gehörte zu den ersten Neuanstellungen Macks bei CSFB. Nides ging nach seinem Rauswurf. «Mack mag Loyalität», sagt Bove.

Der bei Credit Suisse anstehende Wegfall der Marke First Boston könnte zudem bei «einigen den Stups zur Türe hinaus» geben, sagt Bove. Professor Feiner schwächt ab. «Der Markenwechsel ist vornehmlich PR, ohne Auswirkungen aufs Arbeitsklima.»