Die ungebrochene Gier nach Geld und Glamour

Die Aktienkurse steigen. Die Unternehmen werden privatisiert. Die Mode wird teuer und glamourös. Die unmoralischen achtziger Jahre sind zurück.

Von Peter Hossli und Silvia Aeschbach

Vorvorletzte Woche war es endlich soweit. Der Dow-Jones-Industrial-Index, gleichsam Amerikas Aktienbarometer und vibrierender Pulsschlag der westlichen Welt, durchbrach die magische Marke von 6000 Punkten.

In den noblen Bars nahe der New Yorker Wall Street knallten noch am selben Abend die Korken. Ausgelassen feierten am Morgen reich gewordene Börsianer nachts das freudige Ereignis, mit kubanischen Zigarren, französischem Champagner – und einer Menge kolumbianischem Kokain. Gekleidet waren die meisten in klassische Armani-Anzüge, schwarz oder dunkelblau.

Anderntags schon machte in Manhattan ein Schreckgespenst die Runde: Die geldgierigen und einst totgesagten Yuppies, vermeldeten erst aufgeschreckte Sekretärinnen von Aktienhändlern und später dann die Zeitungen, seien zurück und mit ihnen die für immer und ewig verwünschten achtziger Jahre, das Jahrzehnt des hemmungslosen Konsums, der exklusiven Kleider, der Marderhaar- Rasierpinsel mit Silbergriff und der dänischen Designer-Stühle.

Schluss mit der neuen Bescheidenheit und dem angeblichen Konsumverdruss. Rücksichtnahme, Ende des Konsumzeitalters, Sanftheit oder Zurück zur Natur – die Schlagworte, mit denen uns die Trendforscher Ende der achtziger die neunziger Jahre als Jahrzehnt der genügsamen Softies angepriesen haben, sind verblasst.

Längst fixieren amerikanische, aber auch europäische Börsenmakler wieder die ständig steigenden Aktienkurse. Und ihren eigenen Kontostand. Täglich soll ihr Reichtum wachsen. Wertpapiere von Internet-Software- oder den boomenden Gentechnik-Firmen bescheren Unterdreissigjährigen erneut schnellen Reichtum, Status und Macht – während der unmoralischen achtziger Jahre an Cocktailpartys gern beschworene und von US-Autor Tom Wolfe in seinem Klassiker «Fegefeuer der Eitelkeiten» genüsslich und präzise persiflierte Zauberworte.

Im Buch von damals und in den Chefetagen von heute beschmieren sich die jungen reichen Schnösel das mittellang getragene Haar abermals mit duftendem Gel und lassen es nach hinten ondulieren. Ihre bundgefalteten Hosen werden von breiten Trägern hochgehalten, ihre Hemden, hellblau und stets akkurat gebügelt, sind säuberlich in den Bund gesteckt. Bequeme Wollpullover oder weite Flanellhosen, vor kurzem selbst in der Geschäftswelt hie und da zu sehen, sind verpönt. Klassische Kleidung muss es sein, fast überall.

Vorbild der Neureichen ist der Börsianer Gordon Gekko, Kunstfigur aus Oliver Stones Film «Wall Street», die Schauspieler Michael Douglas 1988 zum einzig wahren Symbol der Achtziger hat werden lassen: der skrupellose, selbst über Leichen gehende Spieler um Geld, Macht und Einfluss.

Als Gordon Gekkos Fleisch gewordenes Ebenbild der Neunziger zieren derzeit Schauspielerin Demi Moore und, eher als Anhängsel, ihr Gatte Bruce Willis mit 50-Dollar-Zigarren und Massanzügen die Titelblätter der Hochglanzheftli von «Vanity Fair» bis «Spy». Wie niemand anders verkörpert das Paar aus Hollywood die perfekt zelebrierte Gier nach Geld: Jeder ihrer Auftritte wird teuer verkauft, alles dreht sich ausschliesslich um den eigenen Bauchnabel der Eitelkeit.

«The eighties are back», die achtziger Jahre sind zurück, schrieb unlängst das US-Kulturmagazin «Arts Flash». Raffgier, Arroganz und Machthunger würden sich überall ausbreiten, und zwar schnell. Stören tuts niemanden, schrieb das Magazin noch.

Im Gegenteil. Bereits ist ein neuer Kult ums Geldscheffeln und ums Reichwerden entstanden. Kunst und Antiquitäten erzielen bei Auktionen Höchstpreise, Mitgliederkarteien von Golfklubs verzeichnen Rekordzuwachsraten. Selbst Pelzmäntel, jahrelang verpönt, finden wieder den Weg vom Kühlhaus zu den kauffreudigen Kundinnen und Kunden. Was sich in den USA als Trend durchsetzt, schwappt bereits nach Europa. Die deutsche Ausgabe der Modepostille «Vogue» etwa hievte den «neuen Luxus» auf den Titel ihrer Oktoberausgabe.

Die zügellose Gier nach Glanz und Glitzer der Gegenwart unterscheidet sich höchstens in den Begriffen von der erotischen Lust nach Dollars, Mark und Franken der Vergangenheit. Wenn Börsianer, Manager oder Journalisten heute verschlüsselt mit dem Modebegriff Shareholder value ihre pekuniären Träume kaschieren, meinen sie genau das, was ihre Kollegen vor zehn Jahren noch deutlich auszusprechen wagten: Sie wollen Kohle machen und pausenlos geniessen, ohne moralische Bedenken. Notfalls arbeiten sie sich dafür auch zu Tode.

Gehen dabei die Arbeitsplätze der anderen, weniger privilegierten verloren oder müssen Unternehmen zerlegt und geschlossen werden, kümmert das niemanden, verstummen selbst die kritischen Stimmen von Journalisten.

Wird privatisiert und somit Stellenabbau in grossem Stil betrieben, geschieht an sich nichts Neues. Die ausführenden Manager und Firmenschliesser der Neunziger besinnen sich bloss auf Margaret Thatcher und Ronald Reagan, die zwischen 1981 und 1988 das Privatisieren staatlicher Unternehmen und den staatlich abgesegneten Abbau von Arbeitsstellen perfektioniert und damit die Wirtschaft in Schwung gebracht und Aktienbesitzer reich gemacht haben.

«Get rich and get there fast.» Werde reich, und zwar so schnell wie möglich, darf Mitte der letzten Dekade des Jahrtausends wieder offen ausgesprochen werden. Als unmoralisch gilt man dabei fast nie. Politische Korrektheit, das abgenutzte Schlagwort der frühen neunziger Jahre für Rücksichtnahme und Toleranz, hat ausgedient. Jetzt geht die neue, etwas einfachere Losung, darf man wieder die Sau rauslassen.

Zigarren zum Frühstück, Champagner zum Lunch und Kaviar am Abend, bestellt mit dem Handy. In die teure Wohnung lässt man sich italienische Designer-Betten aus Kirschbaumholz aus dem Möbelgeschäft liefern. Dort werden erneut Rekordumsätze gemacht, vermehrt kostspielige Ständerlampen des Achtziger-Jahre-Designers Philipp Starck verkauft.

Kokain, schneeweisse Modedroge und Lebenselixier der Eighties, hilft den Rackerern auf die schweren Beine, wenn sie einmal nicht mehr schuften mögen. Die Nachfrage nach Koks, berichtete das New Yorker Wochenblatt «Village Voice» jüngst, sei «enorm angestiegen». Wer das Wunderpulver nicht berappen kann, wirft halt die billigere Antriebsdroge Speed ein, die schon in den Achtzigern gerne geschluckt wurde.
Das renommierte New Yorker Trendforschungsinstitut Sputnik rät seiner exquisiten Kundschaft, der Modeindustrie, sich schleunigst auf den teuren Chic des letzten Jahrzehnts zu besinnen.

Die Renaissance der Achtziger, sagt Sputnik-Mitgründerin Janine Misdom, sei hier und bringe die kostspieligen Designer-Kleider von Armani und Lacroix, das Markenbewusstsein, High Heels und jede Menge Glamour in extravagant eingerichtete Läden zurück. Die Modemacher, die sich in den letzten Jahren auf edle Bescheidenheit einstellten, rezyklieren den Stil der achtziger Jahre.

Gianni Versace, Pardadiesvogel der italienischen Couture, setzt für die nächste Modesaison erneut auf farbenprächtigen Luxus: «Es gibt eine Sehnsucht nach allem, was das Leben funkeln lässt.»

Luxuriöse Kleider verkaufen sich schlecht an die verwahrlost aussehenden Grunge-Ikonen der Neunziger. Die bis anhin blässlich wirkenden Models werden wieder zu Glamourgirls gestylt: Eben noch strähniges Haar fällt plötzlich gepflegt und geschmeidig, Augenringe werden gekonnt überschminkt, und ausgehungerte Ecken und Kanten dürfen genährt werden.

Amber Valetta, bis vor kurzem bleiche Vorzeigefrau der Haut-und-Knochen-Models, erstrahlt als Hochglanzmodel der Kosmetikfirma Elizabeth Arden; und steht so ihren glamourösen Vorgängerinnen aus den Achtzigern Cindy Crawford und Claudia Schiffer in nichts nach.

Das Ende der gepflegten Hässlichkeit forderte auch Angelika Jahr, die Herausgeberin der deutschen Modezeitschrift «Marie Claire». Sie prohezeit eine «schnelle Rückkehr» der Schönheit und der Ästhetik. Eine Voraussage, die ganz nach dem Geschmack edler Designer ist. Im vergangenen Monat eröffnete der italienische Luxuspapst Giorgio Armani in Manhattan gleich zwei von Star-Innenarchitekten mit viel Pomp, Stahl und Glas gestylte Boutiquen. Preisschilder der klassisch geschneiderten Herrensakkos: 4000 Dollar und mehr.

Die Modebranche habe schon bald wieder «ein Heer von egoistischen Individualisten einzukleiden», sagt Sputnik-Gründerin Misdom, «und es gibt wieder Leute, die das bezahlen können oder zumindest wollen».

Misdom muss es wissen. Mehrmals jährlich entsendet sie jugendliche Spione, ausgerüstet mit Polaroid- und Videokameras, in die sieben grössten Städte der USA. Die Trendsucher befragen Frauen und Männer zwischen 16 und 29 Jahren über ihre Kleidervorlieben, wollen wissen, welche Drogen sie am liebsten konsumieren, was sie kaufen würden, wenn sie genug Geld hätten, wovon sie träumen, wie sie sich sozial verhalten und was sie von der Zukunft erwarten, erhoffen und wovor sie Angst haben.
Neben ein paar wenigen Vegetarierinnen und Naturfreaks, die sich um den Zustand der Welt und das Artensterben im Amazonas sorgen, finden die Sputnik-Fahnder inzwischen vornehmlich konsumorientierte Kids und Twens, die vor allem Designer-Klamotten und Markenparfüms mögen oder, wenn sie sich diese nicht leisten können, davon träumen. Reich werden, und zwar schnell, möchten laut Sputnik eine «deutliche Mehrheit» der US-Jugendlichen.

Ihre Freizeit verbringen sie nicht wie von den Trendforscher vor sieben Jahren noch prognostiziert besinnlich an einem romantischen See oder mit ihrer Familie, sondern bei der Arbeit, bevorzugt hinter dem Bildschirm eines Computers, beim Surfen durch das Internet, beim Lesen des «Wall Street Journal».

Vorbild des Heers jugendlicher Möchtegern-Yuppies ist ein grosser Kommunikator, der eloquent spricht, im Grunde aber nichts zu sagen hat. Bill Clinton, noch und wohl auch weiterhin Präsident der USA, gleiche zunehmend dem Präsidenten der achtziger Jahre, Ronald Reagan, leitartikelte die «New York Times» unlängst. Der Demokrat Clinton sei noch republikanischer, also wirtschafts- und konsumfreundlicher als der Republikaner Reagan. Vor allem aber verstehe er es, eine gute Show perfekt zu inszenieren. Die Verpackung, nicht der Inhalt interessiere ihn – genau wie einst Reagan, dessen liberales Wirtschaftsprogramm die Welt der achtziger Jahre mit all ihren Facetten schliesslich geschaffen hat. Von Clinton inszenierte Gipfeltreffen wie jenes Anfang Oktober zwischen dem israelischen Präsidenten Benjamin Netanyahu und Palästinenser-Führer Yassir Arafat seien zwar perfekte Politshows, brächten aber letztlich wenig, schrieb die «New York Times». Ex-Schauspieler Reagan pflegte einst denselben, nur gegen aussen wirkenden Stil.

In den USA feiert nicht nur das präsidial-perfekte Nichtssagen ein Comeback. Michael Milken, der grösste Gauner der achtziger Jahre und leibhaftig gewordener Gordon Gekko, ist ebenfalls auferstanden. Milken, der mit Junk bonds, den billig zu habenden, risikoreichen, aber schnell Geld ausschüttenden Schrottanleihen Multimilliardär wurde und später, als das Geld nicht mehr floss, zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde, ist wieder auf freiem Fuss. Das Stigma des Wirschaftskriminellen längst vergessen, ein neuer Milken-Kult im Anrollen.

Vorletzte Woche feierte an der Brooklyn Academy of Music ein von Rap- und Technoklängen unterlegtes Musical über das Leben Milkens Premiere, des Börsenzampanos, der mit seinen Bonds das Geld beschaffte, mit dem die aggressiven Übernahmejäger ihre Raubzüge finanzieren konnten. Die Kritiken zu «The Predator’s Ball» waren überschwenglich. «Der Raubtierball» sei zum aufwendigen Heldengesang auf Milken und das vergangene Jahrzehnt geworden.

Auch sonst greift die ständig rezyklierende Kulturmaschinerie Amerikas auf Ikonen, Musiker, Maler und Filmfiguren der Achtziger zurück. Das Leben des schwarzes Malers Jean-Michel Basquiat, der 1987 im Alter von 27 Jahren an Heroin starb, verewigte Künstlerkollege Julian Schnabel im Film «Basquiat». Fernsehserien wie «Dallas» werden mit sichtlich gealterten Stars weitergedreht. Und Serienhelden wie der stromlinienförmige Don Johnson, der mit «Miami Vice» televisionär den Luxus der Achtziger zelebrierte, feiert dieser Tage ein Comeback als Serienstar.

Bereits spielen europäische Radiostationen wieder stundenlang die Musik der Achtziger. Videokonserven der hübsch geschminkten und hoch toupierten Boys der britischen Softpopgruppe Duran Duran zeigt der deutsche Musikkanal Viva regelmässig, zusammen mit Clips von Cyndi Lauper und Madonna, der einzigen Pop-Person der Achtziger, die den Sprung in die Neunziger schaffte.

Eine Parallele zur letzten Dekade fürchten die neuen Yuppies: die Wiederholung des Börsencrashs von 1987, vor der die europäische und die amerikanische Wirtschaftspresse bereits warnt.

Margaret Thatcher und Ronald Reagan prägten mit ihren brutal konservativen Leitlinien den politischen Stil der achtziger Jahre. Verblüffend wie sehr Bill Clinton (links), der demokratische US-Präsident der neunziger Jahre, inzwischen seinem konservativen Vorgänger gleicht. In den USA feiert das präsidial-perfekte Nichtssagen ein Comeback.

Der grösste Wirtschaftskriminelle der achtziger Jahre feiert ein Comeback: Michael Milken, der mit Junk bonds Milliarden machte, verzichtet nach mehreren Jahren Knast stolz aufs Toupet und zeigt sich strahlend mit seiner Gattin in der Öffentlichkeit.
Silberne Rasierpinsel, neureiche Börsenmakler, schneller Reichtum, Apple-Computer und die Bücher von Tom Wolfe prägten die achtziger Jahre, das Jahrzehnt des Konsums und des Fegefeuers der Eitelkeiten.

Kunst
Zu Beginn der achtziger Jahre fielen in New York Zeichnungen auf, die auf Fassaden oder Strassen gemalt waren. Der in Haiti geborene Künstler Jean-Michel Basquiat verknüpfte afrikanische Formen mit politischen Aussagen über die amerikanische Gegenwart. Im Film «Basquiat» verewigt Julian Schnabel das Leben des schwarzen Malers, der 1987 mit 27 Jahren an den Folgen seines Heroinkonsums starb.

Mode
Ob Armanis schmucklose Eleganz, Thierry Muglers verspielter Glamour oder Moschinos übersteigerter Barock-Look: In den Achtzigern hatte die Mode in erster Linie luxuriös zu sein. Nur die besten Stoffe, die teuersten Materialien waren den Modeschöpfern gut genug. Wer im Alltag ein knieumspieltes Business-Kostüm trug und am Abend mit farbenprächtiger Seidenrobe glänzte, lag trendmässig absolut richtig. Die minimalistische Schlichtheit der neunziger Jahre schien noch Lichtjahre entfernt.

Konsum
Massloser Konsum ohne moralische Bedenken waren in den achtziger Jahren bis zum Börsencrash im Oktober 1987 Pflicht. An ausgelassenen Partys wurde reichlich Kokain zum Vergnügen und in den Büros zum Antreiben konsumiert. Wer nicht mehr schuften mochte, griff gerne zum weissen Lebenselixier. Billiger, aber nicht minder wichtig war der Kult ums Cüpli. In noblen Bars floss der Champagner literweise. Die Nachfrage nach Koks sei wieder «enorm angestiegen», berichten US-Zeitungen. Und in der Bar bestellt man wieder Champagner.

Literatur
1985 veröffentlichte der US-Autor Bret Easton Ellis (rechts) den Roman «Less Than Zero», eine dumpfe Chronik der gelangweilten Upperclass-Kids in Los Angeles, die mit Vergewaltigungen und Kokain-Partys die Zeit totschlagen. Geboren war das Genre der Achtziger-Literatur, die hemmungslos die hemmungslose Lust nach Macht und Geld beschrieb. Am eindringlichsten tat das 1987 Tom Wolfe (unten) mit seinem Roman «The Bonfire of the Vanities», einer tragikomischen Story über einen Börsenmakler, der nach einem Unfall wegen der Gier seiner Kollegen abgrundtief fällt.

Design
Alles blitzte in Chrom: Ob Wasserkessel, Zitronenpresse oder Brotkorb. Das Erscheinungsbild der italienischen Marke Alessi ist unverkennbar (links). In den Achtzigern waren die edlen Teile, entworfen von Stararchitekten und -designern aus aller Welt, ein Muss für jeden Trendsetter. Auch Philipp Starck kreierte Stücke für die Nobelmarke. Seine Möbel erlangten Weltruhm, ebenso wie das von ihm eingerichtete «Paramount-Hotel» in New York. Alessi- und Starck-Produkte wurden mittlerweile hundertfach kopiert.

Musik
Cyndi Lauper (rechts) und Madonna beeinflussten mit ihrem Styling Millionen Teenager. Neben dem Punk, der Anfang der achtziger Jahre seine Blüte erlebte, schwappten aus England die New Romantics auf den Kontinent: Bands wie Duran Duran oder Spandau Ballet prägten eine neue Musikrichtung, bei der die Wahl des Lidschattens fast so wichtig war wie die Wahl der Töne. Altmeister David Bowie, Robert Palmer oder Brian Ferry waren auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Depeche Mode (unten) setzte erfolgreich auf synthetischen Pop.

Medien
Trendmagazine wie das schweizerische «Magma» (oben links), das britische «Face» oder die deutschen Postillen «Wiener» und «Tempo» verschrien in den Achtzigern Zeitgeist und Lebensgefühl. Nach deren Tod zu Beginn der Neunziger zelebrieren nun noch aufwendigere Heftli wie «Max» (oben rechts) den neuen Luxus.

Kino
Der Konsumrausch, die Arbeitswelt der Börsenmakler, aber auch der tiefe Fall vieler Neureichen dokumentierten US-Filmregisseure in den Achtzigern. Neben «Wall Street» (1988), dem Zelluloid gewordenen Abbild der Eighties, brillierte Regisseur Mike Nicols mit seiner Persiflage «Working Girl» (1988). Neben Sigourney Weaver kämpft Sekretärin Melanie Griffith um den Aufstieg. Reichlich zynisch rechnet die Bret-Easton-Ellis-Verfilmung «Less Than Zero» (1988) mit dem Drogenrausch der Schönen, Jungen und Reichen ab.

Technik
Sicher, im Katastrophenjahr 1986 ging vieles schief. Das Atomkraftwerk in Tschernobyl und das Raumschiff Challenger explodierten. In Basel floss Chemie in den Rhein. Ansonsten aber begann die klein und handlich gewordene Technik das Leben jedes Einzelnen zu erleichtern. Dank dem Apple Macintosh wurde das Hantieren mit dem Computer zum Kinderspiel. Und ein gewisser Bill Gates verkaufte dem Computer-Multi IBM ein Betriebssystem Namens MS-DOS.